Sommer, Sonne, Badengehen. Gerade für Kinder ein besonderer Spaß, der leider oft mit Ohrenschmerzen und Fieber einhergeht. Bei der sogenannten Bade-Otitis entzündet sich die Haut im äußeren Gehörgang (im Bereich zwischen Ohrmuschel und Trommelfell). Normalerweise wird diese empfindliche Stelle durch eine natürliche Fettschicht (Ohrenschmalz) vor eindringenden Keimen geschützt. Insbesondere durch lange Aufenthalte in chlorhaltigem Wasser kann diese Schicht aufgelöst werden. Die ungeschützte Haut wird anfälliger für kleinere Wunden, Bakterien und andere Keime, welche eine Gehörgangsentzündung auslösen können. Keime können sich in diesem feuchtwarmen Milieu ideal vermehren. Bereits wenige Stunden später kann sich lästiges Jucken oder Ohrenschmerzen bemerkbar machen.

Mögliche Symptome einer Bade-Otitis:

  • Druckgefühl und Ohrjucken
  • Berührungsempfindlichkeit im Bereich der Ohrmuschel, Kind/Baby fasst sich dauernd ans Ohr
  • Starke Schmerzen und eventuell Verschlechterung des Gehörs

Bei diesen Symptomen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, idealerweise ein Hals-Nasen-Ohrenarzt. Dieser kann die Bade-Otitis dann bei Bedarf (bei bakterieller Infektion) auch medikamentös behandeln. Entzündungen der Ohren können sehr schmerzhaft sein, sind jedoch gut mit Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen therapierbar. Normalerweise klingt eine Ohrenentzündung in ein paar Tagen ab, auch ohne medikamentöse Behandlung. Wenn bei Kindern unter zwei Jahren beide Ohren entzündet sind, oder falls eitriges Sekret aus den Ohren fließt, können Antibiotika die Heilung beschleunigen.

Aktuelle Forschungsergebnisse  zur Antibiotikagabe bei akuter Ohrentzündung:

Die Cochrane Collaboration (internationales Forschungsnetzwerk) hat *Studien verglichen, welche die Vor- und Nachteile einer Antibiotika-Behandlung bei Säuglingen und Kleinkindern mit akuter Mittelohrentzündung untersuchten. Sie fanden 13 zuverlässige Studien, an denen ca. 3.400 Kinder (mit und ohne Antibiotikaeinnahme) teilnahmen. Untersucht wurde, wie sich die Antibiotikagabe nach einem bis sieben Tagen Therapie auf Fieber und Schmerzen auswirkte und ob bei den antibiotika-therapierten Kindern seltener Komplikationen auftraten.

Zusammenfassung der Studienergebnisse zur Antibiotikagabe:

  • Antibiotika sind häufig nicht wirksam.
  • Die Genesung der Kinder konnte nicht beschleunigt werden.
  • Die Ohrenschmerzen wurden innerhalb von 24 Std. nicht weniger.
  • 22 von 100 Kindern hatten ohne Antibiotika nach 2-3 Tagen noch Schmerzen.
  • 15 von 100 Kindern hatten mit Antibiotika nach 2-3 Tagen noch Schmerzen.

In folgenden Fällen konnte ein Vorteil durch Antibiotikagabe gezeigt werden:

  • Antibiotika konnte bei 2 von 100 Kindern verhindern, dass das Trommelfell reißt. Allerdings sind solche Risse nichts Ernstes und heilen meist von selbst in ein paar Tagen ab. Ohne Antibiotika riss das Trommelfell bei etwa 3 von 100 Kindern.
  • Bei Kindern unter zwei Jahren, bei denen beide Ohren von einer Entzündung betroffen sind,  weist dies meist auf eine bakterielle Infektion hin.
  • Auch bei Kindern mit eitrigem Ausfluss aus den Ohren können Antibiotika helfen.  24 von 100 Kinder hatten dank Antibiotika kein Fieber und Schmerzen mehr, während ohne Antibiotika 60 von 100 Kindern weiterhin Fieber und Schmerzen hatten.

Nebenwirkungen von Antibiotika:

Die Wirksamkeit von Antibiotika ist leider oft auch mit Nebenwirkungen behaftet. Übelkeit, Durchfall und Hautausschlag werden bei ca. 5 von 100 Kindern beaobachtet. Falls Sie bei Ihrem Kind eine Nebenwirkung beobachten, können Sie diese auf unserer Homepage melden, unter „Nebenwirkung melden“ (Eine Zusammenarbeit mit unserem Partner nebenwirkungen.eu). Helfen Sie mit, Medikamente für Kinder sicherer zu machen!

Fazit der Antibiotikagabe bei Ohrenentzündung:

  • Bei Kindern mit beidseitiger akuter Mittelohrentzündung und/oder eitrigem Ausfluss aus dem Ohr können Antibiotika die Beschwerden oft lindern.
  • Bei allen anderen Kindern bringt die Antibiotikagabe keine wesentlichen Vorteile.
  • Schmerzmittel können die Beschwerden rascher senken als Antibiotika.
  • Gehen Sie bei Ohrenschmerzen frühzeitig zum Hals- Nasen- Ohrenarzt.
  • Bei einer milden Ohrenentzündung ist es gerechtfertig mit der Antibiotikagabe erst einmal abzuwarten.

Bei etwa 80% der Kinder bessern sich die Beschwerden bei Ohrenschmerzen innerhalb der ersten drei Tage, aber bitte suchen Sie bei beginnenden Ohrenschmerzen einen Hals- Nasen- Ohrenarzt auf, dann eine Ohrenentzündung kann sehr schmerzhaft werden. Weiterführende, gute Websites zu diesem Thema finden Sie auf unseren Empfehlungsseiten.

Autor: Beatrice Sonntag
Quellen:
*Antibiotics for acute otitis media in children.Venekamp RP, Sanders SL, Glasziou PP, Del Mar CB, Rover; 23. Juni 2015, Cochrane Deutschland Stiftung (CDS), Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jan 31;(1):CD000219