Magersucht


  • Krankheitsbild

    Die Magersucht beginnt häufig mit einem nach außen harmlos wirkenden Diätverhalten. Auslöser können Veränderungen im Leben der Betroffenen sein: erste Verliebtheit, Auslandsaufenthalte oder die körperlichen Veränderungen während der Pubertät. Betroffene halten Diät, indem sie zunächst bestimmte Lebensmittel wie Süßigkeiten oder Fleisch weglassen.

    Die Anerkennung für die daraus resultierende Gewichtsabnahme wirkt wiederum als Verstärker. Die jungen Mädchen fühlen sich in ihrem Vorhaben bestärkt und haben das Gefühl, ihr Leben wieder unter Kontrolle zu haben. Selbst nach Erreichen eines bedrohlichen Untergewichts haben Betroffene große Angst, dick zu sein. Durch ein streng limitiertes Essverhalten oder andere Verhaltensweisen wie Erbrechen, exzessive sportliche Aktivitäten oder die Anwendung von Medikamenten versuchen Magersüchtige, ihr Gewicht immer weiter zu reduzieren. Gefahr geht von speziellen Internetforen aus: In der Anonymität des Internets wetteifern sehr junge Mädchen mit ihren Hungererfolgen und bestärken sich gegenseitig. Die Betroffenen verspüren sehr wohl Hunger und Appetit, unterdrücken ihn aber.

    Verhaltensweisen, um das Gewicht niedrig zu halten oder zu reduzieren sind:
    – Einschränkung der Nahrungszufuhr oder der Nahrungsmenge
    – Vermeidung bestimmter Nahrungsmittelgruppen, wie Fette oder Kohlenhydrate
    – Exzessive sportliche Betätigung
    – Selbst herbeigeführtes Erbrechen
    – Anwendung von Abführmitteln oder harntreibenden Medikamenten
    – Essrituale, wie langsames Essen oder Kleinschneiden der Nahrung
    – Festgelegte hochselektive Zusammenstellung der Nahrung


  • Diagnose und Therapie

    Das Körpergewicht Magersüchtiger liegt mindestens 15% unter dem Normalgewicht. Bei erwachsenen Betroffenen kann die Diagnose bei einem Body-Mass-Index von unter 17,5 kg/m2 gestellt werden. Bei Kindern wird Magersucht beim Unterschreiten der 10. Altersperzentile diagnostiziert.
    Rund 1% aller Mädchen und jungen Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Magersucht. Die Dunkelziffer ist allerdings höher – man schätzt, dass rund 50% der Erkrankungsfälle im Gesundheitssystem gar nicht erfasst werden. Frauen erkranken zehnmal häufiger als Männer.

    Die Erkrankung kann nur selten durch eine kurze Behandlung geheilt werden. Häufig ist der Krankheitsverlauf langwierig, ebenfalls häufig lässt sich mit den zur Verfügung stehenden Therapien keine Heilung erreichen, da die fehlende Einsicht der Betroffenen Teil des Krankheitsbildes ist.
    Eine Herausnahme aus dem krankmachenden Umfeld durch eine längerfristige stationäre Psychotherapie ist daher häufig notwendig.

    Die stationäre Psychotherapie in Deutschland hat die Möglichkeit, für dieses komplexe multikausale Krankheitsbild ein modernes Setting aus körpermedizinischen, verhaltenstherapeutischen, systemisch-familientherapeutischen, tiefenpsychologischen und Selbsthilfebestandteilen bereitzuhalten.

    Es gibt Kliniken, die sich unter anderem auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert haben. Viele Therapien von Essstörungen beinhalten eine Kombination aus ambulanter Therapie am Wohnort und Phasen stationärer Therapie. Magersucht zählt zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Etwa 15 Prozent der Erkrankten sterben an den Folgen ihrer Unterernährung oder durch Suizid.




Wendt, B. (1997).Lexikon der Kinderkrankheiten. Bergisch Gladbach: Honos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Dr. Christine Heins, R. r. (2000).Mein Kind ist Krank. Hamburg: COMPANIONS Glaenzer Linkwitz Wiskemann GmbH
Mary Rudolf, T.L. (2011).Paediatrics and Child Health. New Jersey, USA: John Wiley and Sons Ltd.
letzte Änderung: 28.04.2019

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