Wenn Jugendliche mit Drogenproblemen zu tun haben, muss der Grund dafür nicht immer nur Leichtsinn sein.
Oft haben sie es einfach nicht besser gewusst. Drogenkonsum ist meistens die Antwort auf einen Mangel. Wer Entspannung braucht, steht meistens unter Druck. Wer Selbstbewusstsein sucht, hat zu wenig davon. Und wer den «Kick» sucht, langweilt sich mit sich selbst. Gerade Teens und junge Twens sind oft mit solchen Defiziten konfrontiert. Deshalb sind sie so anfällig für Drogen.

Noch nie war es so einfach, Drogen aller Art zu beziehen. Cannabis, Ecstasy, Kokain, Heroin, LSD, Meskalin, Opium – heute liefern gut vernetzte Dealer mit ordentlichen Umgangsformen, die via Smartphone georderten „Uppers“ und „Downers“ direkt und vor allem schnell frei Haus. Die Adressen der jungen Leute, derern Eltern oftmals einen Großteil des Jahres im Zweitwohnsitz auf den Kanaren oder im Chalet in St. Moritz verbringen und die trotz der aktuellen medialen Berichterstattung nicht den blassesten Schimmer davon haben, was im Zeitraum zwischen der selbst unterzeichneten Krankschreibung inkl. Schulabwesenheit der Kids bis zu ihrer Rückkehr in der Villa am Starnberger See oder in der Grünwalder Wohnung passiert, sind den emsigen Rauschgiftlieferanten nur allzu gut bekannt und versprechen gute Verdienste. Gerade jetzt, wenige Wochen vor Weihnachten, boomt das Geschäft. Und während die Eltern beim Edel-Metzger Gans und Pata Negra für die Festtage ordern, machen deren Söhne und Töchter ihre Bestellung für eine lange Sylvesternacht klar.

 

Hat noch in den 80er Jahren ein Gramm Kokain auf der Straße rund 200 Euro gekostet, kommt das „schnelle Material“ heute für gerade mal 50 Euro pro Gramm direkt frei Haus. Da viele Dealer nebst Smartphone über ein gut sortiertes Adressbuch verfügen, werden Drogengeschäfte gerne in Privatwohnungen und Häusern abgewickelt. Fazit: Drogenfahnder tun sich sehr schwer damit, Szenen zu lokalisieren und Dealer samt Käufern abzugreifen.

 

13,4 Tonnen beschlagnahmte die Polizei im November 2017 in Kolumbien. Der Marktwert des Kokains wird auf 400 Millionen Euro geschätzt. Kaum wurde der Riesenfund bekannt, sprach der kolumbianische Präsident von einem großen Erfolg. Man habe Schlagkraft im Krieg gegen den Drogenhandel bewiesen. Was der Präsident als Erfolg zu verkaufen versuchte, deutete auf etwas anderes hin: den dramatischen Anstieg der Kokainproduktion in Kolumbien. Und das ist alles andere als gut.

Die einen Drogen machen aggressiv, euphorisch und beseitigen sämtliche Selbstzweifel. Das ist sehr gefährlich.
Etwa bei Auseinandersetzungen oder beispielsweise im Straßenverkehr. Andere Drogen wiederum führen zu verlangsamter Wahrnehmung und zu vollkommener Gleichgültigkeit gegenüber Risiken. Drogen beeinflussen nie die Ursachen eines Defizits, sondern nur dessen Wahrnehmung. Besser wäre es, gezielt die Ursachen zu bekämpfen. Insbesondere hier ist ein vertrauensvoller und problembewusster Familienzusammenhalt hilfreich. Unsere Serie will Eltern dabei helfen, dass sie sich und ihre Kinder zum Thema umfassend informieren können. In der Fortsetzung von „Hilfe, unser Kind nimmt Drogen.“ lesen Sie ab 27. November: „Suchtpotenzial, Wirkung. Gesundheitsrisiko: was steckt hinter den Begriffen legaler und illegaler Drogen?“