Sie nehmen ein Arzneimittel und stellen eine unerwünschte Nebenwirkung fest.
Doch ob Schwindel, Herzrasen, Juckreiz oder Übelkeit – wer denkt schon daran, eine Nebenwirkung zu melden?
Vermutlich die Allerwenigsten von uns. Aber gerade Informationen zu Nebenwirkungen könnten die Arzneimittelsicherheit weiter verbessern.

Genau hier leistet die Onlineplattform nebenwirkungen.eu einen wesentlichen Beitrag. Nebenwirkungen.eu schafft es, Patienten, Ärzte und Pharmahersteller quasi in Echtzeit in einem digitalen System zu verbinden und Nebenwirkungsmeldungen anwenderfreundlicher zu machen.

 

Die Idee hinter nebenwirkungen.eu kommt nicht aus der Theorie. Deren Gründer Friderike Bruchmann, Tobias Nendel und Dr. Philipp Nägeleinhaben selbst an schweren Nebenwirkungen von Medikamenten gelitten und sich anschließend über Jahre hinweg mit dem Thema Arzneimittelsicherheit befasst.
Bereits wenige Monate nach dem Start von nebenwirkungen.eu wurden über die Meldeplattform des Portals mehrere hunderte Verdachtsfälle gemeldet. Aktuell leiden zirka 6 Millionen Menschen in Deutschland nach der Einnahme von Medikamenten unter Nebenwirkungen. 12 Prozent aller Notfälle werden durch Nebenwirkungen verursacht. Doch pro Jahr werden nur etwa 28’000 Fälle gemeldet*. Mitunter liegt die Ursache im umständlichen Meldeprozess.

Die Vision des jungen Teams aus Forschern der LMU und TU München, mit Schwerpunkten in Bioinformatik und digitalen Märkten ist es, die digitale Infrastruktur für die Arzneimittelsicherheit der Zukunft zu entwickeln. Dabei wollen sie alle Beteiligten – von Arzt über Apotheker und Pharmahersteller bis hin zu Patienten – miteinander verknüpfen, um dem gemeinsamen Ziel immer näher zu kommen: Arzneimittel so sicher wie nur möglich zu machen. nebenwirkungen.eu wird mittlerweile nicht nur von der Bundesregierung und dem Europäischen Sozialfonds finanziell gefördert. Sondern auch inhaltlich durch renommierte Professoren und Patientenorganisationen.

 

Seit März 2017 ist nebenwirkungen.eu online. Die Datenbank des Portals umfasst alle dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit 1995 bis Ende 2017 gemeldeten Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) aus Deutschland. Patienten, die eine Nebenwirkung vermuten, egal ob diese bereits im Beipackzettel steht oder nicht, können ihren Verdacht in wenigen Schritten einfach und schnell an das Portal melden. Die Daten werden anonymisiert an den Hersteller
und die Europäische Arzneimittelagentur weitergeleitet. Patienten können auch ihrem Arzt eine entsprechende Benachrichtigung über das Portal schicken. Des Weiteren können Interessierte recherchieren, welche Nebenwirkungen laut Beipackzettel zu erwarten sind und was bislang gemeldet worden ist. Der Service ist für den Patienten kostenfrei.

Autor: Dr. Frank Bienenfeld
Quellen:
*www.fuer-gruender.de (https://www.fuer-gruender.de/blog/2018/06/nebenwirkungen-eu/); vom 15.06.2018
*deutsche-apotheker-zeitung.de (www.deutsche-apotheker- zeitung.de/news/artikel/2017/11/21/patienten-sollen-mehr-nebenwirkungen-melden, 2017